Am 14. April 1881 ereignete sich in den Straßen der texanischen Boomtown El Paso, nahe der mexikanischen Grenze, eine der berühmtesten Schießereien des Staates Texas. Der Schießerei war ein Streit über in Mexiko gestohlene Rinder und die Ermordung zweier Mexikaner, die den Rinderdieben nachstellten, vorangegangen. Die getöteten Männer waren in der Nähe der Ranch eines gewissen John Hale gefunden worden.An der Schießerei beteiligt war Dallas Stoudenmire, der selbst erst drei Tage zuvor zum Marshal des rapide wachsenden Städtchens berufen worden war.
Die Schießerei wurde auch als der "Four Dead in Five Seconds Gunfight" bekannt und war, wie der Name andeutet, schnell vorüber und äußerst tödlich. John Hale und ein mit ihm befreundeter Rancher namens Georga Campbell - selbst ehemaliger Town Marshal von El Paso - waren mit einem Deputy namens Gus Krempkau in Streit geraten. Krempkau hatte bei einer Anhörung hinsichtlich der getöteten Männer für die anwesenden Mexikaner spanisch übersetzt und dadurch in den Augen von Campbell und Hale zu sehr für die Mexikaner Partei ergriffen - stand doch implizit auch der Vorwurf im Raum, dass Angestellte Hale's in den vorausgegangenen Rinderdiebstahl und die Ermordung der zwei Mexikaner involviert gewesen sei. Während der Konfrontation zog ein stark angetrunkener Hale einen von Campbell's Revolvern und schoss - ob absichtlich oder unabsichtlich ist nicht geklärt - auf Krempkau, der tödlich getroffen zu Boden ging. Von dem Schuss aufgeschreckt sprang Dallas Stoudenmire, der eben auf der anderen Straßenseite zu Mittag gegessen hatte, auf, zog seine beiden Kaliber .44 Smith & Wesson Revolver und rannte aus beiden Waffen schießend auf die Straße. Nachdem die auch als “Battle of Keating’s Saloon" bekannte Schießerei nach nur wenigen Sekunden vorbei war, waren vier Männer tot oder lagen im Sterben: Krempkau, Hale, Campbell sowie ein weiterer unbeteiligter Mexikaner, der wohl von einer von Marshall Stoudenmire's Kugeln in den Rücken getroffen wurde als er versuchte wegzulaufen.
Die Nachricht über den Schusswechsel verbreitete sich in Windeseile und fand sich im Lauf der folgenden Woche in Zeitungen in den gesamten Vereinigten Staaten wieder, an Ost- und Westküste gleichermaßen. Am genauesten berichtete dabei noch die deutschsprachige "Freie Presse für Texas" über den Vorfall, die sich in ihrem Bericht noch die Mühe machte, auch die Hintergründe der kurzlebigen und fatalen Schießerei aufzurollen:
Die meisten Zeitungen, die landesweit von den Vorfall berichteten, druckten in weiten Teilen den selben wohl via Telegraphen verbreiteten Bericht ab, der allerdings bereits einige Fakten durcheinander brachte: Statt von einer Schießerei, die effektiv im Streit über zwei ermordete Mexikaner ausgebrochen ar, zu berichten heißt es hier nun, während der Schießerei seien zwei (nicht ein) Mexikaner getötet worden; und Deputy Krempkau, der von Hale und Campbell als "Mexikaner-Freund" beschimpft worden war, wurde posthum selbst zum Mexikaner gemacht.
Dallas Stoudenmire sollte nach dieser Schießerei im gesamten Land bekannt werden, auch wenn die Zeitungen in den ersten Tagen nach dem Vorfall nur recht wenig über die Identität des "Town Marshals", der "ohne Erfolg versucht hatte "die Unruhe zu dämpfen" (tatsächlich saß er als der Vorfall begann auf der anderen Straßenseite im Saloon seines Schwagers beim Mittagessen). Drei Tage später sollte ein ehemaliger Deputy Marshal namens Bill Johnson, der von Stoudenmire am Tag seiner Amtseinführung gefeuert und gedemütigt worden war, ein erfolgloses Attentat auf Stoudenmire durchführen. Dies sollte den Ruhm von Dallas Stoudenmire über die Grenzen des Staates Texas hinaus bekannt machen. Unter anderem berichtet der "Deutsche Correspondent" aus Baltimore, Maryland, am 20. April 1881 über "Stadtmarshall Dallas Studemeyer"...
...wenngleich auch hier die Details ein wenig durcheinander gerieten (Bill Johnson war nur ein ehemaliger Deputy Marshal gewesen; Stoudenmire hatte aber während des "Four Dead in Five Seconds Gunfight" seinen Amtsvorgänger George Campbell erschossen).
El Paso war übrigens in diesen Tagen als ein heißes Pflaster bekannt: Ein Städtchen nahe der mexikanischen Grenze, durch welches drei Eisenbahnlinien liefen. Speziell die zwei direkten Eisenbahnverbindungen zwischen den USA und Mexiko, die in diesem Ort Halt machten, und der gleichzeitig boomende Rindermarkt ließen El Paso in Windeseile wachsen: Anfang 1880 hatten noch gerade einmal zwischen 700 und 800 Einwohner in dem Örtchen gelebt, doch bis zum April 1881 sollte diese Zahl bereits auf etwa 6000 anschwellen! Das machte El Paso selbst innerhalb von Texas als einen besonders wilden und gesetzlosen Ort bekannt, der in diesen Tagen auch unter dem Spitznamen "Hell Paso" bekannt wurde. Der "Brenham Daily Banner" (Brenham, Texas) hielt am 19. April 1881 die folgende nette Beschreibung über El Paso bereit:
"Man stelle sich die Straßen von San Angela vor, nur mit den Dächern allesamt flach, und etwa 1000 betrunkene Männer, Eisanbahnarbeiter, Glücksspieler und Abenteurer die durch die Straßen torkeln, streiten und johlen, und man hat eine ziemlich akkurate Vorstellung von El Paso wie es gerade ist. Dass dort eines Tages eine gute Stadt entstehen wird, oder wahrscheinlich eher ein Stückchen weiter flußabwärts, daran hege ich keine Zweifel."