Wenn ich alte Zeitungen aus der Zeit des "Wilden Westens" durchblättere werfe ich immer gerne einen Blick auf die Kurznachrichten. Diese oft nur in jeweils 2-4 Zeilen wiedergegebenen Beiträge vermitteln oft einen besseren Eindruck über das, was die Bewohner in diesen Tagen alltäglich beschäftigt und interessiert hat als die großen Artikel über einmalige Ereignisse.
Quelle: Texas Digital Newspaper Program in The Portal to Texas History. University of North Texas Libraries. accessed June 28, 2024 |
Das hier gepostete Beispiel zeigt eine Reihe von Kurznachrichten aus dem "Brenham Daily Banner" vom 24. April 1881, erschienen im texanischen Örtchen Brenham (das zu diesem Zeitpunkt etwa 4000 Einwohner hatte). Hier finden sich viele Beispiele von typischen Themen wieder, die in jenen Tagen und Gegenden regelmäßige Relevanz hatten: Wetter und Landwirtschaft spielen eine große Rolle ("Der Späte Frost hat die erste Ernte in Milam County zerstört"; Baumwollsamen sind in der Gegend von Waelder in Gonzales County sehr knapp"); Wildwest-Kriminalität ("Pferdediebe haben vergangene Woche in Rockwell zugeschlagen"); Krankheiten und Seuchen ("Die Häftlinge in Jefferson sitzen gerade eine Zeit Mumps und Masern ab"; "Es gibt Mumps, Masern, Scharlach und Keuchhusten in und um Giddings, infolgedessen sind die Schulen vorübergehend geschlossen"); amüsierte Beobachtungen ("George Washington lenkt einen Lumpensammlerwagen in Austin, und Thomas Jefferson verkauft Eiskrem in Brenham"); und Nachrichten von gesellschaftlichem Interesse ("Die beiden vielversprechendsten Witwer von Caldwell haben sich jüngst neu verheiratet"; "James C. Francis, langjähriger Bürger von Austin, ist kürzlich verstorben").
Es sind nur vier kurze Zeilen, aber sie erzählt so viel und wirft gleichzeitig so viele Fragen auf. Es zeichnet ein Bild eines Natives, das wahrscheinlich in dieser Zeit gar nicht einmal so nicht unüblich war und das doch im Widerspruch zu den heute geläufigen Western-Klischees steht: Ein indigener Häuptling, der ein typisches zivilisiertes Schreibzimmer besitzt, in dem natürlich auch eine Uhr steht. Tatsächlich interagierten Comanchen und "weiße Texaner" in diesen Tagen viel miteinander; Quannah Parker, der oft als "der letzte [Kriegs-]Häuptling der Comanchen" bezeichnet wird, war beispielsweise in diesen Tagen ein Geschäftspartner des bekannten texanischen Ranchers Charles Goodnight. Gleichzeitig zeigt es die Ignoranz der "weißen Texaner" gegenüber ihren indigenen Nachbarn, spricht der Beitrag doch von "DEM Komantschen-Häuptling", nennt ihn aber nicht bei Namen - wer ist hier denn gemeint? (Die Comanche sind weniger ein einzelner Stamm als vielmehr eine indigene Nation, die sich aus mehreren Stämmen zusammensetzt - und daher mehrere "Häuptlinge" bzw. Anführer haben kann.) Dennoch mag es 1881 noch kurios genug erschienen zu sein, dass die Zeitung es für nötig hielt, hier einen kurzen Beitrag zu verfassen.
Und mitten in diesen allgemeinen, aber fast banal anmutenden alltäglichen Nachrichten steht plötzlich diese Notiz: "Eine Uhr ziert nun das Schreibzimmer des Komantschenhäuptlings. Sie macht sich schick."
Quelle: Texas Digital Newspaper Program in The Portal to Texas History. University of North Texas Libraries. accessed June 28, 2024 |
Es sind nur vier kurze Zeilen, aber sie erzählt so viel und wirft gleichzeitig so viele Fragen auf. Es zeichnet ein Bild eines Natives, das wahrscheinlich in dieser Zeit gar nicht einmal so nicht unüblich war und das doch im Widerspruch zu den heute geläufigen Western-Klischees steht: Ein indigener Häuptling, der ein typisches zivilisiertes Schreibzimmer besitzt, in dem natürlich auch eine Uhr steht. Tatsächlich interagierten Comanchen und "weiße Texaner" in diesen Tagen viel miteinander; Quannah Parker, der oft als "der letzte [Kriegs-]Häuptling der Comanchen" bezeichnet wird, war beispielsweise in diesen Tagen ein Geschäftspartner des bekannten texanischen Ranchers Charles Goodnight. Gleichzeitig zeigt es die Ignoranz der "weißen Texaner" gegenüber ihren indigenen Nachbarn, spricht der Beitrag doch von "DEM Komantschen-Häuptling", nennt ihn aber nicht bei Namen - wer ist hier denn gemeint? (Die Comanche sind weniger ein einzelner Stamm als vielmehr eine indigene Nation, die sich aus mehreren Stämmen zusammensetzt - und daher mehrere "Häuptlinge" bzw. Anführer haben kann.) Dennoch mag es 1881 noch kurios genug erschienen zu sein, dass die Zeitung es für nötig hielt, hier einen kurzen Beitrag zu verfassen.
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