Auslöser dieser kleinen Werbeschau ist diese Anzeige für Asbest-Dachdecken, gefunden im "The Daily Independent" aus Laramie City, Wyoming vor genau 150 Jahren (24. Juli 1874). "Praktisch Feuerfest", "weist Wasser effektiv ab", "das beste Produkt im Markt" - in solchen und ähnlichen Tönen werden die Wunder und Vorzüge aufgelistet, warum die (zu diesem Zeitpunkt) etwa 1000 Einwohner von Laramie ihre Häuser mit dem (heute nachweislich als gesundheitsschädlich und gefährlich bekanntem) Asbest decken sollten!
Kokain gegen Haarausfall? Das scheint diese Anzeige aus dem Jahr 1879 zu implizieren! Die stimulierende Wirkung von Kokain galt in diesen Tagen als regelrechtes Wundermittel. Es ist nicht ganz klar, ob es sich in diesem Fall nicht eventuell um Etikettenschwindel handelt: Eine Flasche des Produkts aus dem Jahr 1906 soll laut Smithsonian Institute einfach nur zu je 50% aus Alkohol und Kokosfett bestehen... deswegen wohl auch "CocoA-ine". Aber in den 1880er Jahren war Kokain in mehreren Patentarzneimitteln enthalten: Kokain-Lutschtabletten wurden als wirksame Mittel gegen Husten, Erkältungen und Zahnschmerzen empfohlen (wie die unten gezeigte Anzeige aus dem März 1885 verdeutlicht). Ärzte und Apotheker verschrieben es häufig zur Behandlung von Verdauungsstörungen, Melancholie, Schmerzen und sogar zur Linderung von Erbrechen in der Schwangerschaft. Kokain war weithin verfügbar und konnte rezeptfrei erworben werden. Es wurde in Hustenmitteln, Einläufen und Umschlägen verwendet. Bis 1885 wurde Kokain in verschiedenen Formen verkauft - als Zigaretten, Pulver und sogar als Injektion mit einer Nadel. In der Medizin wurde es häufig als Lokalanästhetikum verwendet.
Allerdings kam Kokain um die Jahrhundertwende mehr als Droge in Verruf und verschwand um diese Zeit immer mehr aus handesüblichen Produkten. Ein Paradebeispiel: Im Jahr 1885 führte ein gewisser John Styth Pemberton aus Atlanta, Georgia, der zuvor Patentarzneimittel wie Triplex Liver Pills und Globe of Flower Cough Syrup hergestellt hatte, „French Wine Coca“ im Markt ein, das als „ideales Nerven- und Stärkungsmittel“ beworben wurde. Das Produkt basierte in hohem Maße auf dem Extrakt von Cocablättern. Im Jahr (1886) darauf brachte Pemberton einen Sirup namens „Coca-Cola“ auf den Markt, der nach einem Extrakt aus der Kolanuss benannt war. Zu verschiedenen Zeiten wurde er als „bemerkenswertes therapeutisches Mittel“ und als „souveränes Heilmittel“ für eine lange Liste von Beschwerden, einschließlich Melancholie und Schlaflosigkeit, beworben. Coca-Cola enthielt einst schätzungsweise neun Milligramm Kokain pro Glas. (Zum Vergleich: Eine typische Dosis oder „Linie“ von Kokain beträgt 50-75 mg.) 1903 wurde das Kokain schließlich aus dem "Coca-Cola" Sirup entfernt.
Schrotflinten und Kakao - Diese Anzeige aus einer Zeitung in Missouri aus dem Jahr 1879 finde ich vor allem wegen der - heute eher befremdlichen - Kombination der beworbenen Produkte amüsant.
"Die größte Show auf Erden" - P.T. Barnum kommt nach St. Louis! Der Schausteller war für seinen wandernden Zirkus - und nicht nur für die darin gezeigten artistischen Darbietungen, sondern auch für die ausgefeilten "Wunder und Sensationen" - die häufig nicht viel mehr waren als mit erfundenen Hintergrundgeschichten ausgestatteten Tricks und Täuschungen" - im ganzen Land berühmt. Da es Barnum aber auch wie kaum ein anderer in dieser Zeit verstand, die Werbetrommel zu rühren (wie diese ganzseitige Anzeige im St. Louis Post-Dispatch vom 11. August 1879 eindrücklich zeigt), gelang es ihm dennoch, Tausende Schaulistiger in seine Shows zu ziehen. "There's a sucker born every minute" ("Jede Minute wird ein Trottel geboren") ist ein Ausspruch, der dem "größten Showman aller Zeiten" gerne zugeschrieben wird.
Wo bekamen Bürger im Wilden Westen, vor 150 Jahren, ohne Internet und fernab jeder Buchhandlung, Gesetzestexte oder Vorlagen für rechtliche Dokumente und Urkunden her? Natürlich von ihrer lokalen Tageszeitung, wie der Cheyenne Daily Leader (Cheyenne, Wyoming) am 24. Juli 1874 selbst bewirbt. Amüsant auch, dass zwischen diese Eigenwerbungen auch eine Kleinanzeige zum Verkauf zweier Stuten samt Junghengsten eingebettet ist.
...den etwa 4.000 Einwohnern des texanischen Ortes Brenham schien überaus wichtig gewesen zu sein, in welchen Lokalitäten überall der Mai-Bock von Anheuser-Busch bezogen werden kann, wie dieser Ausschnitt vom 24. April 1881 verdeutlicht (die 9 hier gezeigten Kleinanzeigen sind beileibe nicht die einzigen!).
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