Freitag, 5. Juli 2024

Iowa: "Dinosaurier mit Kanone erlegt!"

 Ostküsten-Zeitungen liebten es, über den Wilden Westen zu berichten. Nicht nur wegen der Schießereien und Überfälle, sondern auch wegen der Naturwunder und den ungewöhnlichen Tierarten, die an der Frontier zu finden waren und die an der Ostküste wie auch in der "alten Welt" weitgehend unbekannt waren. Einige erfindungsreiche Schreiberlinge, wie beispielsweise John Maher aus Chabron in Nebraska, nutzten diesen Umstand aus, um Zeitungen in großen Städten wie New York, Boston oder Chicago frei erfundene Geschichten über angeblich reale, abenteuerliche Entdeckungen in den Cowboy-Staaten zu verkaufen.

Im 19. Jahrhundert blühte die zu jener Zeit neue Wissenschaft der Paläontologie auf, und westliche Staaten wie Nebraska oder Wyoming wurden wegen ihrer reichhaltigen Funde an vollständigen Dinosaurier-Skeletten weithin berühmt. Das regte natürlich die Fantasie so mancher Groschenroman-Autoren und Zeitungsleser an der Ostküste an: Was, wenn es irgendwo in den schier unendlichen Weiten der amerikanischen Territorien nicht noch irgendwo ein Tal gäbe, in dem heute noch Dinosaurier lebten! Diese Fantasie hat sich bis in moderne Zeiten erhalten, wie Filme oder Serien wie "Gwangi's Rache" (1969), "Im Land der Saurier" (1991) oder Cowboys vs. Dinosaurs (2015) bezeugen. Aber was, wenn solche Geschichten Wirklichkeit wären?

Solchen oder ähnlichen Quellen muss der folgende Zeitungsartikel entsprungen sein, der am 23. November 1885 in "The Buffalo Times" (Buffalo, New York) abgedruckt wurde und der angeblich aus dem "Newton Herald" in Iowa übernommen wurde. Demnach wurde in der Nähe von Oskaloosa, Mahaska County (Iowa) ein gigantisches, "von Schwanzspitze bis zur Nase 81 Fuß (knapp 25 Meter) langes" reptilartiges Wesen, ein Exemplar einer "Spezies an gigantischen Echsen, die bereits seit vielen Tausend Jahren ausgestorben ist" erlegt, dass die Gegend terrorisiert hatte. Nach langer Jagd konnte die Kreatur schließlich nur mit einer "12-Pfund Kanone, geladen mit Schienennägeln" zur Strecke gebracht werden.

Dinosaur Killed by Cannon - Yarn
Dinosaur Killed by Cannon - Yarn 23 Jan 1885, Fri The Buffalo Times (Buffalo, New York) Newspapers.com

"Ein monströses Tier wurde kürzlich in diesem Staat in der Nähe von Oskaloosa erlegt. Es maß von der Schwanzspitze bis zur Nase 81 Fuß. Sein Herz wog 80 Pfund und hatte vier Kammern. Nachdem es lange Zeit gejagt wurde, wurde es schließlich mit einer 12-Pfund-Kanone, die mit Eisenbahnnägeln geladen war, getötet. 12 starke Ochsen waren nötig, um das Monster nach seinem Tod ans Flußufer zu ziehen.

Es wurde gehäutet und ein Tierpräperator stopft es derzeit aus, danach wird es an die Academy of Natural Sciences in Philadelphia geschickt werden. Sein Fleisch wird vorsichtig von den Knochen gelöst, und das Skelett wird ordentlich mit Drähten zusammengehalten und fürs Erste in Oskaloosa verbleiben. Dr. Peck aus Davenport bezeichnet es als den "Riesen von Cardiff" und sagt es gehöre einer Spezies an gigantischen Echsen an, die bereits seit vielen Tausend Jahren ausgestorben sen soll.

Das Monster hatte Mastschweine, die zwischen 300 und 400 Pfund wogen, mit einem Happen verschlungen. Tausende von Menschen hatten das Monster gejagt, aber es hatte allem widerstanden bis die Kanone es zur Strecke brachte."

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