Mittwoch, 10. Juli 2024

Deadwood, 1881: "In diesem, dem ziviliserten Teil des Wilden Westens, ist [das Tragen einer Waffe] unnötig"


Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet in einer Zeitung aus Deadwood , South Dakota - ja, DEM Deadwood aus der gleichnamigen TV-Serie - ein Beitrag über den verantwortungsvollen Umgang mit Schusswaffen zu finden wäre? Genau dieses tat die Tageszeitung "Black Hills Daily Times" am 20. Dezember 1881, als sie von der "Absurdität des Tragens von Revolvern oder Schusswaffen jeglicher Art in dieser Stadt" spricht:

20 Dec 1881, Tue The Black Hills Daily Times (Deadwood, South Dakota) Newspapers.com
Der Beitrag wirkt mit seiner Betonung der Friedlichkeit von Deadwood, seinen "gesetzestreuen" Bürgern" und dem Vermerk, dass das tragen einer Waffe "unsinn und gefährlich sei", umso absurder je mehr man bedenkt, dass die Fernsehserie Deadwood und seine Charaktere sehr wohl auf wahren Begebenheiten beruhten. Die TV-Serie spielte in den Jahren 1876 und 1877, der Deadwood-Film 1889 - Al Sverengen, Seth Bullock & Co. waren allesamt reale Bewohner des Ortes, als dieser Zeitungsartikel erschien! Demnach war "Charles Estelle, der Koch im Merchant's [...] der unglückliche Besitzer einer Pistole, für die er nie die Gelegenheit hatte, sie zu benutzen, und es wahrscheinlich auch nie gehabt hätte solange er in dieser gesetzestreuen Stadt verbleibt". Dennoch trug er eine Waffe bei sich, die ihm entglitt und auf den Boden stürzte, worauf sich ein Schuss löste der ihn "direkt oberhalb des Knies" ins Bein traf. "Die Wunde ist schmerzhaft, aber nicht weiter gefährlich als dass sie den Erleider sein Leben lang mit einem lahmen Bein an die Narretei des Tragens einer Waffe erinnern dürfte."
Die Schreiber der Zeitung betonen gleich mehrmals, dass Deadwood - das auch damals schon eher als ein weitgehend gesetzloser Ort berüchtigt war - weit weniger gefährlich sei als andernorts: "In Chicago, wo ein Mann jeden Moment von Schlägern angegriffen werden kann, würde ein Mann die übliche Vorsicht grob vernachlässigen, wenn er sich nicht bewaffnet. Aber in diesem, dem zivilisierten Teil des Wilden Westens, ist diese Praxis unnötig und gefährlich."
Aber Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel: In einem besonders schönen Beispiel von "Tut was ich sage, nicht was ich tue" muss der Autor dieses Beitrags seine Aussage allerdings auch wieder hinsichtlich einer Berufsgruppe revidieren: "Natürlich müssen Redakteure bewaffnet sein, denn die unerbittliche Pflicht kann sie dazu zwingen, einen Menschen um eines Artikels willen zu töten; aber Redakteure sind kluge und besonnene Männer und spielen nicht mit einer Waffe herum, wenn sie sie nicht benutzen wollen."

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