Die Unterbringung von fast 10.000 Navajo (und zusätzlich 500 Apachen) auf dem Gebiet des Bosque Redondo Reservats nahe Fort Sumner, New Mexico, war ein logistischer Alptraum. Was als ein Geländer zur Selbstversorgung der Natives mit Landwirtschaft angedacht war, war effektive ein Gefangenenlager auf wüstenartigem, für Ackerbau ungeeignetem Gelände. Es fehlte an Material und an Lebensmitteln, um die ab 1863 dort untergebrachten Indigenen zu versorgen. Aus New Mexico heraus konnte der Bedarf ebenfalls nicht gedeckt werden. Ab 1866 schrieb die US-Armee daher landesweit in Zeitungen Aufrufe aus, um Fort Sumner mit bis zu 6000 Rindern zur Versorgung der dort internierten Indianer zu versorgen. Charles Goodnight wurde auf einen dieser Aufrufe aufmerksam und beschloss, 2000 Rinder über eine Strecke von mehr als 600 Meilen von Belknap in Texas nach Fort Sumner in New Mexico zu treiben. Der große texanische Cattle Drive war geboren.
Welche Zeitung es genau war, die Charles Goodnight zu Gesicht bekam und die ihm auf die Idee des Viehtrails brachte ist mir nicht bekannt. Beispiele gab es genug; in der Episode zitierten wir aus einem Blatt in Kansas, aber auch in Zeitungen aus Pennsylvania, Massachusetts oder natürlich konnten wir entsprechende Inserate finden.
Das hier gezeigte Inserat stammt aus "The evening telegraph" auf Pittsburgh (Pennsylvania). Der Artikel gibt genaue Vorgaben für Bewerber auf eine Ausschreibung "für die Lieferung von 6000 Rindern auf der Hufe für den Gebrauch für die gefangenen Indianer bei Fort Sumner, New Mexico" (Interessanterweise wird hier kein Hehl daraus gemacht, dass das Bosque Redondo Reservat nichts anderes als ein Internierungscamp war). Die Lieferungen sollen am 1. Juli 1866 erfolgen und aus 500 Kopf Rind bestehen, mit Folgelieferungen auf Absprache. Das Rind muss "zwischen drei und fünf Jahre alt sein, mindestens 400 Pfund wiegen [...] und von bester vermarktbarer Qualität [sein]". Jedes Gebot muss zudem von zwei verantwortlichen Personen gezeichnet werden.
Goodnight holte sich Oliver Loving als Partner und trieb mit ihm zusammen 2000 Rinder nach Fort Sumner (gut möglich, dass die Kopfzahl an Rind für Ausschreibungen später erhöht wurde, oder dass er sich eine gute Abnahme erhoffte, wenn er mit zusätzlichen Rindern direkt auftauchte). Am Ende konnte er davon 1200 Tiere verkaufen; während Goddnight nach Texas zurückkehrte und bereits den nächsten Treck vorbereitete, zog Oliver Loving weiter bis nach Colorado, um dort die restlichen Rinder zu verkaufen. Nach den beiden Pionieren des Cattle Drives wurde der Goodnight-Loving-Trail benannt - und die große Wildwest-Tradition der Vieh-Trecks war geboren.