Die große Zeit der Rinderherden auf der Open Range wird oft romantisch verklärt, doch um das offene Weideland wurde bisweilen regelrecht Krieg geführt - zumindest von einer Seite: Den Rinderzüchtern, ob groß oder klein, war die Präsenz von Schafen auf dem Weideland regelrecht verhasst! Schafe, so hieß es, fräßen die Landschaft derart kahl, dass in der nächsten Saison kein Gras mehr für die Rinder nachwachse; sie jagten Rindern Angst ein und treibe Sie zur Flucht; sie brächten Krankheit und verbreiteten Gestank, so dass die Rinder Tränken meiden würden. Die Wahrheit war für gewöhnlich viel banaler: Die Rinderzüchter wollten keine Konkurrenz um "ihr" Weideland sehen, und nutzen ihre personelle Stärke - Rinderzüchter konnten viele Ranchhands und Cowboys anheuern, während Schafhirten meist nur in geringer Zahl zu zweit oder zu dritt unterwegs waren - aus, um die Konkurrenz einzuschüchtern - gelegentlich mit fatalem Ausgang.
Auch wenn die "Schafkriege" meist in das Ende des 19. Jahrhunderts gelegt werden, brannte der Konflikt für eine sehr lange Zeit: Bereits am 13.Oktober 1877 titelte die Wochenzeitschrift "Harper's Weekly" landesweit, dass in den Plains des Südwestens - womit meist die Regionen Arizona, New Mexico, Colorado, Nevada, Oklahoma, Texas und Utah gemeint sind - die Rinderbarone den Schafzüchtern ewige Feindschaft geschworen hätten. Speziell in Colorado seien vermummte Cowboys, die Schafhirten bedrohen und Schafherden auf offener Weide keulen oder erschießen, keine Seltenheit:
Diese Konflikte flammten stets von neuem auf, mal in größerer, mal kleinerer Form, und dauerten bis ins 20. Jahrhundert an. Einer der letzten - und gemessen an verlorenen Menschenleben wohl auch tödlichsten - "Sheep Wars", der sogenannte "Spring Creek Raid", ereignete sich am 2. April 1909 in Wyoming: eine Gruppe von 7 vermummten Cowboys überfiel das Nachtlager von drei Schafhirten auf offener Weide. Die Auseinandersetzung endete blutig: zwei Schafhirten verbrannten in ihrem Schäferwagen. Doch die Zeit der übermächtig wirkenden Rinderbarone neigte sich dem Ende entgegen: Hatten in den 50 Jahren zuvor meist die Rinderzüchter die Oberhand behalten, kamen die Täter des Spring Creek Raid - man entschuldige den Wortwitz - nicht ungeschoren davon.
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