Montag, 27. Januar 2025

30. Juli 1881: Der kleine "Billy The Kid" - Jugendlicher Bandit einer "Gang of New York"?



 Kurz nach dem Tod von Billy the Kid im Juli 1881 sollten Zeitungen aus nahezu jedem der Staaten der USA - wie es der New York Dispatch am 14. August 1881 formschön ausdrückte - derart danach streben, Billy the Kid als einen "Einheimischen" ihres Staates zu identifizieren, dass "die Aufmerksamkeit eines jungen Burschen von dem Gedanken, einmal Präsident werden zu wollen, abgelenkt [werde], und er nun täglich über um ein hervorragende Schütze und berühmter Assassine zu werden."


Quelle: Chronicling America - Library of Congress

Noch während Billy's Lebzeiten kristallisierte sich allerdings heraus, dass "The Kid" wohl in New York geboren wurde oder zumindest mehrere Jahre seiner Kindheit dort verbracht haben soll. Eine der gängigsten Theorien verortet die Geburt Billy's in die sogenannten "Five Points" von New York - einer Gegend, die von vielen irischen Einwanderern bewohnt wurde, die aber auch von Armut und Bandenkriminalität geprägt war. Wer den Film "Gangs of New York" gesehen hat, mag sich ein Bild davon machen, wie es in den Five Points in Billy's Kindheitstagen zugegangen sein mag.

Was gäbe es Naheliegenderes als anzunehmen, dass Billy tatsächlich in Kindestagen ein Bandenmitglied einer solchen "Gang of New York" gewesen sein mag? Genau das tat so manche New Yorker Zeitung in dieser Zeit, wie beispielsweise hier der New York Dispatch vom 31. Juli 1881 - ja, eben jene Zeitung, in der jemand nur zwei Wochen später sich jemand über die Sensationslust dieser "Billy the Kid" Artikel beklagen sollte.

Quelle: Chronicling America - Library of Congress

In diesem Artikel, der sich um sogenannte "Growler Clubs" dreht - Kaschemmen, in denen "Säufer geschaffen und Diebe gelehrt" werden - wird Billy the Kid als ein Miglied der sogenannten "Sixth Ward Gang" identifiziert, zu der auch Getalten wie "Cow Leg" Sam, "The Blower", "Butch" McCarthy (!), "Red" Leary oder "Shang" Draper gezählt werden. Es ist faszinierend, wie dieser Beitrag - der sich eigentlich um das kriminelle Nachtleben und den schlechten Einfluss solcher Tavernen auf Jugendliche in New York dreht - darauf zurückgreift, einfach den Namen des zu dem Zeitpunkt berüchtigsten Outlaws des Wilden Westens fallen zu lassen, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. (Der Historiker Frederick Nolan hat im Übrigen Belege gefunden, dass es in der Unterwelt von New York tatsächlich einen Mann namens Henry McCarthy gab, der in den 1870er Jahren in New York einen anderen Mann mit einem Messer erstach und der wohl zu dieser kriminellen Halbwelt New Yorks gezählt hatte. Da der Name McCarthy allerdings sehr weit verbreitet war - und auch heute noch ist - ist wohl davon auszugehen, dass der New York Dispatch einem Irrtum aufgesessen ist. Ja, ein Henry McCarthy könnte wahrscheinlich Mitglied der Sixth Ward Gang gewesen sein. Aber dieser  McCarthy war nicht derselbe, der später einmal "Billy the Kid" werden sollte...

Montag, 20. Januar 2025

3. August 1881 - "Die Geschichte eines Outlaws": Wilde Fantastereien über den Gesetzlosen "Billy the Kid"

 Der Lincoln County War und die Eskapaden von Billy the Kid fielen in eine Zeit, in der Groschenromane über den Wilden Westen, aber aus Sensationsjournalismus in einem vorher noch nie dagewesenem Maß produziert wurden. Die Brutalität des "Cowboy-Kriegs" in New Mexico und die draufgängerische, dramatische Art und Weise, mit der Billy the Kid aus gefährlichen Schießereien und dem Zugriff seiner Häscher ein ums andere Mal entkam, beflügelte die Neugier und Sensationslust von Zeitungslesern im gesamten Land. Bald schon war der gerade einmal 21-jährige Billy der berühmteste und berüchtigste Outlaw der gesamten Vereinigten Staaten.

Und je wilder diese Geschichten wurden, um so mehr entfernten sich die Berichte darüber von der Realität. Noch zu Lebzeiten nahmen die Geschichten über den "Bandenführer" Billy the Kid immer fantastischere Züge an - und nach seinem Tod lieferten sich Zeitungen geradezu ein Wettrennen mit neuen "Enthüllungen" über das Leben des "Banditenkönigs". Diese - meist frei erfundenen - Geschichten sorgen dafür, dass es heute umso schwerer ist, genaue, belegbare Informationen über das Leben des jungen Mannes zu erfahren, der er war, bevor ein junger Mann namens "William H. Bonney" im Herbst 1877 in Lincoln County, New Mexico, auftauchte und sich dort bald als "Billy, the Kid" einen Namen machen sollte.

Ein besonders herrliches Beispiel einer solchen "Enthüllungsstory" über die "Geschichte eines Outlaws" - an der so ziemlich gar nichts stimmt - konnte ich im Clearfield Republican (Clearfield, Pennsylvania) vom 3. August 1881 finden. Der Bericht wurde wohl aus der Philadelphia Times vom 19. Juli 1881 übernommen und entstand damit gerade einmal wenige Tage nach Billy's Tod am 14. Juli 1881. Der Artikel liefert einige Wilde Beschreibungen zu The Kid. Zu meinen persönlichen Highlights zählen ein regelrechtes Kastell ("Castle"), dass Billy und seine Gang in der Wüste von New Mexico bewohnen sollte; dass diese "Festung" ("stronghold") groß und stark genug sei, um über 200 Rinder in ihrem Inneren zu beherbergen und einem Ansturm von Texas Rangern standhalten konnte;  dass der "boy demon" bei seinen Eskapaden einen mit Gold und Juwelen besetzten Hut aus Biberfell tragen sollte, der allein 300$ gekostet haben mag; und dass er in Irland geboren wurde um mit 16 Jahren in Texas erstmals getötet haben soll, nachdem er den Sohn eines reichen Mannes im Handgemenge tötete, nachdem sich dieser abfällig über Billy's Vater geäußert haben soll. 

Nichts davon entspricht der Wahrheit, aber es ist ein spannendes, von erfundenen Zitaten und wilden Eskapaden geprägtes Lesestück!



Quelle: Chronicling America - Library of Congress

Donnerstag, 2. Januar 2025

Oktober 1886: Tom Horn und die Jagd auf Geronimo

 In seiner Biographie sollte Tom Horn erzählen, dass er an der Jagd auf den Apache-Renegaten Geronimo beteiligt war - tatsächlich will er selbst es gewesen sein, der Geronimo dazu überreden konnte, die Waffen niederzulegen und aufzugeben.

Dass Tom Horn tatsächlich Geronimo überzeugt hat, aufzugeben, mag bezweifelt werden. Doch gilt es als wahrscheinlich, dass er als Übersetzer für die Armee anwesend war, als Geronimo nach seiner letzten Flucht von Kavallerie-Captain Lawton gestellt wurde.

Der Los Angeles Herald konnte am 20.10.1886 seinen Lesern einen längeren, durchaus spannenden Beitrag über die "Jagd auf Geronimo", sein letztes Gefecht mit der Armee und schließlich seiner Kapitulation bieten.

10-24-1886 Article about Geronimo and Tom10-24-1886 Article about Geronimo and Tom 24 Oct 1886, Sun Los Angeles Herald (Los Angeles, California) Newspapers.com



Juli 1878: Krieg in Lincoln County

Vom 14. bis 19. Juli tobte in den Straßen von Lincoln, New Mexico, ein Feuergefecht zwischen Alexander McSween und den ihn begleitenden ...