Montag, 23. Dezember 2024

18.12.1875: John Chisum, der "Rinderkönig von New Mexico"

 Einer der beiden unbestrittenen "Könige" des Lincoln County der 1870er Jahre - bevor der Lincoln County War ausbrechen sollte, aber auch in den Jahren während und nach des "Krieges" - war der Rinderzüchter John Chisum. Er hatte noch in den Jahren des Bürgerkriegs seine Rinder von Texas in das benachbarte, nicht unmittelbar in den Sezessionskrieg involvierte New Mexico getrieben und sich somit bereits frühzeitig als Rinderbaron in der Gegend etabliert. Als nach dem Bürgerkrieg mit den großen Viehtrieben die Rinderzucht eine nie dagewesene Blüte erlebte, war Chisum bereits fest in der Region etabliert - und eine der tonangebenden Mächte der Region.

Der ihm nachgesagte Einfluss und Reichtum war bald auch weit über die Grenzen New Mexicos bekannt. So zeichneten etwa Zeitungen in Kalifornien - wie etwa hier der Ventura Signal vom 18. Dezember 1875 - ausführliche Profile über den Mann, der mehr als 90.000 Rinder sein Eigen nannte und den sie als den "Rinderkönig von New Mexico" bezeichnete.

Quelle: CDNC - California Digital Newspaper Collection

Berichte wie diese erweckten in Staaten wie Kalifornien den Eindruck, dass das New Mexico Territory ideal geeignet wäre, um als Rinderzüchter schnell an Reichtum und Einfluss zu gewinnen. Es waren wohl Artikel wie dieser, die in einem jungen Briten namens John H. Tunstall den Wunsch wecken sollten, sein Glück als Rinderzüchter in New Mexico zu suchen... und so den Stein ins Rollen brachten, der einige Monate später den Lincoln County War auslösen sollte...

Montag, 9. Dezember 2024

20. November 1903: Tom Horn wird gehängt

 Tom Horn hatte ein überaus bewegtes Leben hinter sich: Mit 14 verließ er das Elternhaus in Missouri, um sich zunächst als Kutscher in Kansas und in New Mexico durchzuschlagen, eher er in Arizona zum Cowboy, Dolmetscher und Scout wurde. Er war bei der Kapitulation des Apachen-Kriegers Geronimo anwesend, diente während des berüchtigten Pleasant Valley Wars als Hilfssheriff unter drei verschiedenen Sheriffs und heuerte schließlich als Detektiv bei der berühmten Pinkerton Detective Agency an.

Doch es sollte in erster Linie seine Tätigkeit als "Range Detective" in Wyoming sein, für die er auf zweifelhafte Art berühmt werden sollte. In den sich spätestens seit dem Johnson County War immer drastischer zuspitzenden Auseinandersetzungen zwischen den großen Rinder-Ranchern auf der einen und neu ankommenden Siedlern und Schafhirten auf der anderen Seite ergriff Horn eindeutig Partei: Er ließ sich dafür bezahlen, mutmaßliche "Viehdiebe" aufzuspüren und zu töten. Während vor allem die Viehzüchter in Wyoming Horn als einen hart durchgreifenden Mann feierten, der Rustlern nachhaltig das Fürchten lehrte, sahen viele andere in Horn nur den Handlanger der Interessen der reichen Rinderbarone. 500 bis 600$ soll Horn für jeden seiner "Aufträge" erhalten haben.

Als aber am 15. Juli 1901 der 14-jährige Willie Nickel, Sohn eines Schafhirten, ermordet aufgefunden wurde, fand die Laufbahn Tom Horns ein jähes Ende. Obwohl bis heute Zweifel daran bestehen, dass er der wirkliche Täter war, wurde Horn für schuldig befinden und am 20. November 1903 wegen Mordes am Galgen hingerichtet. Die Vollstreckung des Urteils wurde fast im gesamten Land vermeldet; Zeituzngen, wie die Deseret Evening News (Deseret, Utah) nutzen die Gelegenheit, um große Profile über den bis heute umstrittenen Tom Horn zu veröffentlichen - ein letztes Relikt aus dem Wilden Westen, für das im 20. Jahrhundert kein Platz mehr war.

Quelle: Chronicling America - Library of Congress


Mittwoch, 4. Dezember 2024

ca. 1885: "Die Fahrrad-Fresse"

 Eine Szene die mich als junger Western-Fan immer ein wenige verwundert hatte stammt aus einem der erfolgreichsten Western-Filme aller Zeiten: In "Butch Cassidy and The Sundance Kid" macht der von Robert Redford verkörperte notorische Bandit Butch Cassidy einen Ausritt mit seiner Geliebten - allerdings nicht, im Cowboy-Stil üblich, zu Pferd, sondern auf einem Fahrrad.

An den Ostküstenstaaten, aber auch in den größeren Western-Städten wie Cheyenne in Wyoming oder Denver in Colorado, wo Straßen zunehmend gepflastert waren, hielt ab den 1880er Jahren das Jahrrad in größerem Stil Einzug: Cowboys zu Pferd waren ebenso anzutreffen wie Männer, die mit dem Fahrrad unterwegs waren.

Diese neue Entwicklung wurde nicht überall positiv aufgenommen. Tatsächlich gab es auch Mediziner, die vor dem umgreifenden "Fahrrad-Wahn" auf eigenwillige Art warnten, wie dieser Beitrag aus dem Saint Paul Globe aus dem Jahr 1885 zeigt, spricht er doch von einem möglicherweise permanent bleibendem Schaden: Dem "Fahrrad-Gesicht" oder, um der Tonalität des Beitrags gerecht zu werden, vielleicht eher auch der "Fahrrad-Fresse":


Quelle: Library of Congress - Chronicling America

"Falls Sie einen Mann sehen, der einen gewohnheitsmäßig erschrockenen Ausdruck im Gesicht und einen wilden, erwartenden Blick in den Augen hat," sagt ein prominenter Arzt, "dann besteht eine Chance von 10 zu 1, dass er an einem "Fahrrad-Gesicht" leidet. Das ist eine neue Krankheit, und man sagt dass diese von der Aufmerksamkeit entsteht, die ein Radler seinem Gerät widmet, um gefährliche Hindernisse zu vermeiden. Ein jedes Alter und beide Geschlechter sind von diesem schmerzlichen Leiden betroffen. Sollte die Vererbungslehre greifen und der Fahrrad-Wahn weiter wachsen, dürfte das Land dem schrecklichen Gedanken einer Generation an Männern und Frauen mit weit aufgerissenen Augen entgegenblicken".


Dezember 1880: "Billy the Kid" ist auf dem Kriegspfad - 500$ Kopfgeld!

 Das Jahr 1880 sollte entscheidend sein für die Laufbahn und den Ruf des jungen William Mc Carty. Bislang war er weitgehend nur als "Bi...